Hallöchen zusammen,
heute ist Tag 15 in Thailand, und langsam kehren meine Seele und mein Geist zu mir zurück. Ich merke endlich, wie meine Energie wiederkommt und ein Lächeln tief aus meinem Inneren über meine Lippen gleitet. Es gibt ein Sprichwort, das besagt, dass die Indianer glauben, eine Seele könne niemals schneller reisen als ein Pferd. Dieses Sprichwort entstand, als mit der Eisenbahn plötzlich schnelles Reisen möglich wurde. Bei jeder „größeren“ Reise spüre ich, wie meine Seele Zeit braucht, um anzukommen. Ich sitze nun in einer anderen Welt – und was soll ich sagen? Ich liebe es! Ich weiß jetzt schon, dass Deutschland wohl kaum wieder mein Zuhause werden wird.
Die Reisenden ziehen an mir vorbei, und ich habe das Gefühl, bei mir steht alles still. Ich sorge bewusst dafür, dass alles stillsteht. Ich versuche, mich nicht zu hetzen und habe spontan entschieden, noch länger an meinem ganz persönlichen Seelenort zu verweilen.
Gestern habe ich das Schulgelände besucht und mir angeschaut, wie die Schule hier räumlich gestaltet ist. Derzeit sind Sommerferien – etwa ein Monat lang. Daher war es sehr ruhig, und ich konnte meine Gedanken frei auf dem Schulhof schweifen lassen.
Während um mich herum so viele Menschen ruhelos und geplagt von der eigenen Sinnfrage, von Reise zu Reise hetzen, halte ich umso mehr an meiner Vision und meinem Sinn fest. Ich könnte es in die Welt hinausschreien, ich könnte die Welt umarmen: Eines Tages werde ich meine eigene Schule gründen. Nicht heute, nicht morgen, aber eines Tages. Davor möchte ich vielleicht noch Insel-Lehrerin werden. Es ist eine ganz andere Art des Zusammenlebens auf so einer kleinen Insel. Ich möchte Vertrauen aufbauen und Zuneigung für diese Welt ausdrücken, aber dafür brauche ich Zeit. Außerdem ist die Sprache hier noch so weit weg von meiner eigenen. Schritt für Schritt gehe ich meinen Weg und nehme mir die Zeit, das, was ich sehe und fühle, tief in mir wirken zu lassen.
Die Reise von Bangkok nach Koh Tao war mehr als entspannt. Die ersten drei Nächte verbrachte ich in einem Hostel, aber dann brauchte ich doch Ruhe und meinen eigenen Raum. Zum ersten Mal war ich an einem wundervollen Strand mit dem schönsten Wasser der Welt. Jeden Tag schnorcheln, jeden Tag ausschlafen, und kein Wecker, der mich in den Alltag zurückzieht. Während ich diese Zeilen schreibe, kommen mir die Tränen – das ist genau das, was ich immer wollte: meinen Weg in meinem Tempo gehen. Und jetzt kann ich es endlich tun. Ich warte nicht, bis ich in Rente bin. Ich kann Dinge bewirken und erschaffen, ohne den ständigen Druck, dass alles sofort fertig sein muss. In diesem Sinne beende ich meinen Blogeintrag für jetzt, laufe vom süßen Café zu meinem Bungalow und stürze mich ins Wasser, um nach der Schildkröte zu schnorcheln – in der Hoffnung, ihr heute „Hallo“ zu sagen!
Leider habe ich die Schildkröte nicht gesehen, aber dafür habe ich den Ozean mit all seinen anderen Bewohnern begrüßt und ein wenig in dieser anderen Welt verweilt.
Die letzten Tage in meinem Bungalow waren ebenfalls unglaublich erholsam. Jetzt habe ich beschlossen, noch länger auf Koh Tao zu bleiben – es fühlt sich für mich an wie Heimat. Ich spüre, wie mein Geist endlich seine Ruhe findet. Wie dumm wäre es, genau jetzt alles zu unterbrechen? Da der Bungalow auf Dauer teuer wird, bin ich heute in derselben Region „umgezogen“. Jetzt wohne ich in einem Tauchclub in einem Zweibettzimmer und genieße weiterhin das Gefühl der absoluten Seelenfreiheit. Vielleicht werde ich in den nächsten Tagen noch nach Ranong reisen. Dort kann man die ruhige, von Touristen nicht überlaufene Region und die Landschaft genießen.
Emma, meine Ansprechpartnerin für die Unterkunft im Bungalow, hat mir einen Kontakt zu einer Lehrerin an der Schule auf Koh Tao vermittelt. Da sie ebenfalls im Urlaub ist, habe ich ihr heute via Mail meinen Interviewbogen zugeschickt – auf Englisch und Thailändisch. Ich bin gespannt! Es ist großartig, diesen Kontakt bekommen zu haben. Jetzt bin ich dem Lernen und Verstehen wieder einen Schritt näher. Die Insel ist wie eine große Familie, und die Menschen sind sehr freundlich, aber es ist etwas anderes, über Systeme und Organisationen zu sprechen und zu erfahren, was sie jeden Tag antreibt. Für mich wirkt das alles wie das Paradies, aber auch hier stellen sich mir Fragen: Was, wenn man so tief in einer Familie verwurzelt ist, sich aber nicht gut versteht oder andere Träume hat, als zum Beispiel im Familienrestaurant zu arbeiten?
Liebe Grüße vom Taa Toh Lagoon Beach
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