Der Mut zur Veränderung: Mein Abschied von Gizmo und der Aufbruch nach Asien

Mein Abschied am 01.10.2024 von Gizmo (mein Hund) war zum Glück nicht so emotional, wie ich befürchtet hatte. Die Tage davor habe ich schon gemerkt, dass meine emotionalen Batterien ziemlich leer sind. Die letzten zwei Wochen vor meiner Abreise waren gefühlsmäßig zeitgleich unglaublich schön, intensiv und energieraubend. Adrian und Gizmo (mein früherer Partner, aka Hundepapa) haben mich zum Hauptbahnhof in Frankfurt begleitet. Die Entscheidung, wie lange ich von Gizmo getrennt sein möchte, war für mich die schwerste. Doch da meine emotionale Batterie ohnehin fast leer war, fiel es mir leichter, diesen Moment durchzustehen. Irgendwie war ich auch froh, dass es endlich losgeht und ich mein Abenteuer beginnen konnte, ohne von zu vielen Gefühlen überflutet zu werden. Immerhin habe ich vor 10 Monaten den Entschluss gefasst, fast alles zu verkaufen, was ich besitze, meinen Job zu kündigen und mich auf die Suche nach unterschiedlichen Bildungssystemen und Lehrmethoden der Welt zu machen. Der Abschied von Gizmo verlief deshalb erstaunlich gut. 

Wie die Idee und dann meine Vision entstand, irgendwann eine eigene Schule zu gründen, kann ich nicht mehr genau sagen. Es war keine spontane Entscheidung, sondern ein Gefühl, das mich schon lange begleitet hat, ohne dass ich es richtig deuten konnte. Eines Tages sagte ich zu mir selbst: „Kim, ich glaube, wir müssen eine eigene Schule gründen, um eine großartige Lernumgebung zu schaffen.“ Das Gefühl, das ich bei dieser Äußerung hatte, bestärkte mich in meiner Überzeugung und ermutigte mich, kleine Schritte in diese Richtung zu unternehmen.

Seitdem fügt sich immer mehr zusammen: die Begegnungen, die ich mache, die Menschen, die zu mir finden oder zu denen ich finde – all das fühlt sich richtig gut an. Ich bin jedes Mal dankbar! So kam es also, dass ich den Entschluss fasste, nach Thailand und in andere Teile Asiens zu gehen.

Seit ich denken kann, möchte ich verreisen und Kulturen kennenlernen – und das nicht nur für maximal 14 Tage. Ich habe mich entschieden, Asien zu bereisen, weil ich dort gut alleine reisen kann, was mir besonders wichtig ist. Außerdem interessieren mich die Länder Thailand und Cambodia in vielerlei Hinsicht. Ich werde einen Monat in Thailand an einer privaten, naturbezogenen Schule arbeiten und anschließend einen weiteren Monat in Kambodscha, wo ich Karate unterrichten werde. Wie es danach weitergeht, werden wir sehen! Evtl. Malaysia oder Vietnam oder doch Laos? 

Als sich dieser Weg Schritt für Schritt offenbarte, entkoppelte ich nach und nach mein imaginäres Sicherheitsseil, von dem ich bis dahin dachte, dass ich es brauche, und vertraute auf das Universum und auf mich selbst. Da Gizmo in Asien nichts verloren hat und es mir wichtig ist, nicht so lange von ihm getrennt zu sein, plane ich danach eine weitere Bildungsforschungsreise, zumindest so lange, wie es meine Ersparnisse erlauben. Vermutlich wird es uns mit Rucksack und Zelt durch die Schweiz und Skandinavien führen. 

Am Frankfurter Hauptbahnhof schwinge ich mich in die S-Bahn und fahre die 10 Minuten zum Flughafen. Ich gebe direkt mein Gepäck auf und treffe dabei einen freundlichen Mann, der ebenfalls nach Jeddah fliegt. Wir haben uns super nett unterhalten, und zack – schon steigen wir ins Flugzeug ein. Auch im Flieger hatte ich Glück. Danke an dieser Stelle an Ahmet Ibrahim, meinen Sitznachbarn und tollen Gesprächspartner für eine Flugzeit von 6 Stunden. Wir sprachen über Allah und die Welt! 

Nachdem wir eine Punktladung -  im doppelten Sinn, mit dem Film „Die Verurteilten“ hingelegt hatten,  war ich überrascht, wie schnell die ersten sechs Stunden vergangen sind. Jeddah sieht von oben im Dunkeln großartig aus. Die 32 Grad um Mitternacht lassen mich spüren, dass ich doch ziemlich weit weg geflogen bin. Der Aufenthalt von anderthalb Stunden vergeht wie im Flug. Ich hole mir erstmal einen arabischen Kaffee und setze mich ans Fenster, dann geht es auch schon weiter – diesmal in einem größeren Flugzeug. In der Dreierreihe, in der ich sitze, bleibt der mittlere Platz frei – perfekt zum Schlafen.

Gleich zu Beginn habe ich bemerkt, dass mein Sitznachbar Schmerzen in den Armgelenken hatte – Arthrose, das kenne ich nur zu gut… Ich habe ihm angeboten, ihn gegen die Schmerzen zu massieren, damit er den langen Flug besser übersteht. Später stellte er dann fest, dass ich durch das lange Sitzen Schmerzen bekam, und begann, meine Füße zu massieren. Das habe ich dankbar angenommen, obwohl ich normalerweise nicht gerne von Fremden massiert werde. Dennoch muss ich sagen, es war ziemlich angenehm, solch einen Service auf etwa 15.000 Metern Höhe zu bekommen!

Schließlich landen wir in Bangkok, und die Schwüle schlägt mir erstmal entgegen. Es ist jedes Mal das Gleiche, wenn ich in solche Länder reise – ich bin immer mit großer Demut unterwegs. Sofort denke ich an die Menschen, die hier körperlich hart arbeiten müssen. Wow!

Der Flughafen in Bangkok ist übrigens super beschildert, und man findet sich leicht zurecht. Ich schnappe mir mein Gepäck und werde auf die charmante französische Art von meinem Sitznachbarn am Kofferband verabschiedet. Dann geht es ab ins Taxi und direkt zu meiner Unterkunft. Als wir durch die Stadt fahren, bin ich überrascht, so viele Wolkenkratzer zu sehen. Die Bauweise hier ist anders als in Frankfurt – die Gebäude wirken in meinen Augen kreativer. Eines sah zum Beispiel aus wie ein riesiges Drachenei. Viele Wohnungen in diesen Hochhäusern wirken von außen, als wären sie nicht größer als 20 m². Ich nenne solche Gebäude immer „Bienennester“ oder „Ameisenhaufen“ – alle rein, alle raus. Es ist beeindruckend, wie viele Menschen in dieser Stadt leben – genauer gesagt, 14,8 Millionen.

Deshalb genieße ich es umso mehr, jetzt an diesem kleinen Ort in Bangkok am Fluss zu sein. Es fühlt sich ein bisschen an wie bei „Eat Pray Love“. Das hätte ich wirklich nicht erwartet – danke, liebes Universum! 

 

03.10.2024 vor meiner Bambushütte verfasst. 

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