Am 02.10.2024 bin ich an diesem wundervollen, kleinen Ort namens Taling Chan, am Fluss angekommen, und die Eindrücke prasseln förmlich auf mich ein. Der Taxifahrer ließ mich an einer unscheinbaren Straßenendung raus, und von dort aus ging es zu Fuß weiter. Ich musste ein paar hundert Meter durch das Dorf laufen, vorbei am Platz des Mönchsklosters und über eine kleine Brücke, die mich direkt in die pure Natur führte. Die Flora und Fauna hier ist überwältigend – üppiges Grün überall, das Leben scheint hier förmlich zu pulsieren.
Schon bei meiner Ankunft wurde ich auf besondere Weise willkommen geheißen: Eine Schildkröte streckte neugierig ihren Kopf aus dem Wasser, als würde sie mich begutachten und fragen, wer ich denn sei. Ein irgendwie magischer Moment. Grinsend klingelte ich schließlich, und eine unglaublich nette Frau zusammen mit einem freundlichen Mann öffneten mir die Tür. Sie begrüßten mich herzlich und führten mich zu meinem neuen Zuhause, das mich sofort in seinen Bann zog.
Ich wohne jetzt in einer kleinen Bambushütte, die genauso charmant und gemütlich ist, wie ich es mir erhofft hatte. Hier auf dem Gelände lebt eine bunte Gemeinschaft aus Katzen, Hunden, Hühnern und unzähligen Insekten – die gesamte Umgebung ist erfüllt vom pulsierenden Leben der Natur. Die Häuser sind auf Stelzen über dem Wasser gebaut, und überall führen schmale, etwa einen Meter breite Wege entlang, die die Wohnsiedlungen miteinander verbinden. Es ist eine unglaublich idyllische Szenerie.
Nachdem ich mein kleines Bungalow erkundet hatte – ein gemütlicher Rückzugsort mit allem, was man so braucht: Klimaanlage, ein Bett mit Moskitonetz, eine Outdoor-Küche mit Kühlschrank, Toaster und sogar frischem Obst (auch wenn ich erstmal googeln musste, was das genau ist) – und etwas, das sich leider Kaffee schimpft – fühlte ich mich direkt wie zuhause.
Natürlich musste ich erst mal die Umgebung erkunden, es war ja noch früh. Etwa 16 Uhr, also bin ich zu Fuß losgezogen, um den Ort besser kennenzulernen. In einem kleinen Lokal, direkt am Fluss, habe ich eine köstliche Nudelsuppe gegessen. Ich bin ein absolutes Suppenkind! Es war niemand außer mir dort – nur ich und der Fluss, begleitet von dieser friedlichen Stille. Ein bisschen komisch war es anfangs schon, die Schuhe auszuziehen, bevor ich das Restaurant betreten habe, aber hier ist das ganz normal. Auch das leichte Verneigen und Bedanken, dass man hier sein darf, hat etwas unglaublich Respektvolles und Beruhigendes an sich.
Am Abend meiner Ankunft setze ich mich auf eine Liege am Fluss und versuche, die Umgebung in mich aufzunehmen – was gar nicht so leicht ist, denn die Eindrücke prasseln nur so auf mich ein. Ich atme tief ein und aus, um zu realisieren, dass ich jetzt wirklich am anderen Ende der Welt bin. Mit einer Zeitverschiebung von fünf Stunden muss ich das Schlafengehen hinauszögern, also bleibe ich draußen und beobachte einfach, was um mich herum passiert. Ich übe mich darin, im Hier und Jetzt zu verweilen – das versuche ich schon seit einer Weile, mich nicht zu stressen und einfach im Moment zu bleiben. Aber ehrlich gesagt, bei so vielen Eindrücken, vergisst man auch mal kurz zu atmen!
Gegenüber von mir, keine fünf Meter über den Fluss hinweg, sehe ich ein kleines Häuschen auf Stelzen. Ich beobachte eine Frau bei ihrem Abendritual und fühle mich plötzlich unglaublich verbunden mit ihr. Sie wäscht sich draußen mit einem Eimer Wasser und Seife, ganz ruhig und in ihrer eigenen Welt. Zuerst das Gesicht, dann die Achseln – eine einfache, alltägliche Handlung, die uns alle verbindet. Wir Erdlinge haben das gemeinsam: kaltes Wasser ins Gesicht klatschen, besonders bei 90 % Luftfeuchtigkeit und 30 Grad am Abend – das finden wir alle richtig gut! In diesem Moment merke ich, dass ich überall zuhause bin. Ich fühle mich hier nicht fremd.
Dabei fällt mir immer wieder auf, wie wenig die Menschen hier brauchen, um glücklich zu sein. Bei uns zu Hause, in Deutschland, dreht sich so vieles um Konsum und Materialismus. Hier ist es völlig okay, wenn die Steinplatten auf dem Weg nicht perfekt aneinanderpassen, die Stromkabel überall rumbaumeln oder die Fenster etwas schief sind. Selbst die schiefe Terrasse am Fluss bringt mich zum Schmunzeln – ich frage mich, wie bequem es wohl ist, auf einer Bank zu sitzen, die geneigt ist. Aber das spielt keine Rolle, denn im Kern haben die Menschen hier alles, was sie zum Glücklichsein brauchen. Natürlich kommt mir auch die Frage: Wie glücklich sind die Menschen hier wirklich? Sie scheinen so zufrieden mit dem, was sie haben – aber was bedeutet Glück eigentlich für jemanden hier, am anderen Ende der Welt? Ist es das einfache Leben, das Miteinander, oder liegt es an der Verbindung zur Natur? An der Religion? Diese Gedanken nehme ich definitiv mit auf meine Reise. Vielleicht mache ich eine kleine Feldbefragung – ein bisschen Wissenschaftler steckt ja in jedem von uns, oder? Wer weiß, was ich da noch alles herausfinden werde!
04.10.2024 vor meiner Bambushütte verfasst.
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