Ich schreibe Jirattikul, den Inhaber meines kleinen Airbnbs am Fluss, an und frage, ob er weiß, ob das Kloster in der Nähe Spenden für Kinder annimmt. Ein Freund von mir sammelt Kinderkleidung genau für solche Momente! Da ich 2x 23 kg Gepäck nach Thailand mitnehmen darf und mein 17 kg 'leichter' Rucksack noch genug Platz für einen zusätzlichen großen Koffer lässt, geht mein Dank an Michael, seine liebe Nachbarin und ihre Kids, dessen Spende ich nach Thailand mitnehme! Jirattikul reagiert prompt und kontaktiert seine Mitarbeiterin, Frau Wanpen. Sie fragt im Kloster nach, und wenig später kommt sie strahlend zu mir und sagt, dass wir die Spenden abgeben können.
Das Ganze funktioniert hier hauptsächlich mit Gestik und Mimik, da wir uns sprachlich nicht wirklich verständigen können – aber irgendwie klappt es dennoch erstaunlich gut. Wir machen uns gemeinsam auf den Weg, und mit meinem Koffer im Schlepptau laufen wir die schmalen Steinwege entlang. Obwohl wir nicht viel miteinander reden können, lachen wir oft. Es ist diese besondere Mischung aus kleinen Missverständnissen und Freude, die uns verbindet.
Bald erreichen wir das Kloster. Sie deutet auf meine Schuhe, und mir wird klar: Schuhe aus! Also stehe ich barfuß vor den Stufen und frage mich, ob ich mich jetzt mehr über die kulturelle Erfahrung freue oder darüber, den Koffer loszuwerden. Ich öffne die Schiebetür, und wir treten ein.
Der Raum ist mit rotem Teppich ausgelegt, links stapeln sich allerlei Gegenstände auf einem Tisch, und in der Mitte steht ein kleiner Schrein. Es wirkt nicht prunkvoll, aber es strahlt Wärme und Ruhe aus. Ein Mönch in einer orangenen Robe beobachtet uns freundlich, als würde er uns schon ewig kennen.
Wir knien uns hin und verneigen uns, wie es hier Tradition ist – die Hände zu einem Dreieck an der Stirn, dann auf den Boden. Es fühlt sich ein bisschen ungewohnt an, aber gleichzeitig ist es ein sehr ehrfürchtiger Moment. In dem Augenblick wird mir bewusst, wie besonders es ist, Teil einer Tradition zu sein, auch wenn sie mir noch fremd ist.
Dann beginnen wir, die Spenden auszupacken und dem Mönch zu zeigen: Kleidung, Schuhe, Schreibzeug und unbedruckte Spielkarten. Als der Mönch neugierig fragt, was es mit den Spielkarten auf sich hat, erkläre ich es ihm mit Händen und Füßen, er lacht herzlich! Mehrmals bedankt er sich bei mir. Ich bin glücklich, dass ich diese Geschenke übergeben kann, und merke, wie mein Gepäck für die Reise leichter wird – und mein Herz auch.
Nach der Übergabe bedankt sich Frau Wanpen mehrfach bei mir, verbeugt sich immer wieder und strahlt vor Freude.
Dabei erinnere ich mich an einen Moment, erst heute gehe ich einen Weg entlang, und ein Mann mittleren Alters hält auf seinem Roller neben mir an und schenkt mir einfach so zwei eiskalte Flaschen Wasser – ohne jeglichen Anlass.
So endet mein Tag: mit einem Gepäckstück weniger, einem leichten Herzen und dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.
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